Mittelstufe

Entwicklung im vertrauten Umfeld

An den Waldorfschulen gibt es nach der 4. Klasse keine äußere Zäsur wie den Übergang von der Grundschule zu einer weiterführenden Schule. Die Klassenlehrer*innenzeit umfasst acht Schuljahre, die im Idealfall durchgehend von einer Hauptunterrichtslehrkraft unterrichtet werden. Auch die Klassengemeinschaft und der Schulort bleiben erhalten. Trotzdem sprechen wir bei den Klassen 5-8 von der Mittelstufe, denn eines verändert sich maßgeblich: Die Schülerinnen und Schüler. Aus Kindern werden in der Vorpubertät und Pubertät Jugendliche, deren Seelenleben durch körperliche Veränderungen tiefgreifend verwandelt wird. Auf diese Veränderungsprozesse reagiert die Waldorfschule ab der 5. Klasse mit altersgerechten Themen, neuen Unterrichtsfächern und einer veränderten Ansprache. Durch die Konstanz der Klassengemeinschaft und des Schulortes wird den natürlichen Veränderungen beim Heranwachsen mit Vertrautheit begegnet, was einen sicheren und geborgenen Rahmen in einer oft aufwühlenden Zeit bietet.

In der 4. Klasse startet die geographische Bildung mit der Heimatkunde, in der 5. Klasse geht es weiter zur Geographie Deutschlands, dann Europas, bis in der 8. Klasse die Betrachtung der ganzen Welt in den Fokus rückt. 

Mit einer Einführung in die Menschen- und Tierkunde finden die Naturwissenschaften ab der vierten Klasse ihren Platz im Lehrplan. Weiter geht es mit Pflanzen- und Gesteinskunde, Ernährungslehre und Astronomie bis im 8. Schuljahr Anatomie und Sexualkunde dazukommen. 

Im 6. Schuljahr wird der naturwissenschaftliche Unterricht um Physik ergänzt und im 7. dann um Chemie. Hier geht es um die Beobachtung und die genaue Wiedergabe der Phänomene, um das selbstständige Erkennen von Kausalitäten zu schulen.

Im 5. Schuljahr spannt sich der Bogen von der Mythologie, die einen großen Stellenwert im Unterricht der Unterstufe hat, zum eigentlichen Geschichtsunterricht. Bis zur 8. Klasse wird in exemplarischen Erzählungen ein Überblick von der Urgeschichte bis in die Gegenwart geschaffen. 

Die Vermittlung der Fremdsprachen gestaltet sich ab der Mittelschule neu. Das Fach Englisch wird zum Beispiel mit Hilfe eines mehrbändigen Schulbuchs aufbereitet. Neben die französische Sprache tritt das Fach Latein. Zum 6. Schuljahr entscheiden sich die Schüler*innen, welche dieser beiden Sprachen für die weiteren Schuljahre neben Englisch erlernt werden soll.

Auch im handwerklichen Tun verändert sich einiges. Zum Handarbeitsunterricht kommen Werken und Gartenbauunterricht dazu und ergänzen so den Lehrplan um weitere praktische Inhalte.

Eigenes Handeln, die künstlerische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen und mit zunehmendem Alter auch die selbstständige Begriffsbildung durchziehen jetzt alle Unterrichtsgebiete. 

Drei herausragende Projekte prägen das Ende der Klassenlehrer*innenzeit im 8. Schuljahr. Ein großes, abendfüllendes Theaterstück wird aufgeführt, das die Klasse vom Bühnenbild bis zu den Kostümen selbständig erarbeitet hat. Daneben fertigen alle Schüler und Schülerinnen eine individuelle Jahresarbeit zu einem frei gewählten Thema an und präsentieren diese vor großem Publikum. Und schließlich rundet eine Klassenfahrt, die zahlreiche Abenteuer und körperliche Herausforderungen bietet, die prägenden ersten acht Jahre Schulzeit ab. Gestärkt durch wertvolle Erfahrungen und Erlebnisse machen sich unsere Schüler*innen auf den Weg in die Oberstufe.